IHK Ostthüringen: Wieder Zuwachs bei Unternehmensgründungen

Jana Heymann eröffnete Gaststätte im Altenburger Land – Sören Weidhaase will den elterlichen Großhandel für Gastroausstattung übernehmen

Trotz Corona haben sich im vergangenen Jahr 2 173 Unternehmen in Ostthüringen selbstständig gemacht. Im Jahr 2019 waren es nur 1 876. Diese positive Tendenz führt unterm Strich auch zu einer Zunahme der IHK-Mitgliedsunternehmen.
In diesem Jahr wurden bereits 182 mehr Zugänge als Abgänge verzeichnet. 2020 lag das Saldo noch bei einem Minus von 500. Insbesondere im Bereich Dienstleistungen realisieren sich viele ihren Wunsch zur eigenen Firma. Dabei reicht die Palette vom Online-Marketing über Videoproduktion bis zum Berater für Forschung und Entwicklung. Ebenso beliebt sind Gründungen als Imbissbetrieb sowie rund um das Auto bzw. Zweirad.
„Die Talfahrt scheint gebremst. Gründungswillige dürften die Corona-Zeit genutzt haben, um den eigenen Lebensweg zu hinterfragen. In Homeoffice und Kurzarbeit entstanden dann gewissermaßen viele neue Ideen und der Start oft im Nebengewerbe“, erklärt IHK-Gründungsberater Frank Lenz.
Eine, die sich voll und ganz getraut hat, ist Jana Heymann aus dem Altenburger Land. Die Gaststätte „Zur alten Zeche“ in Molbitz bei Rositz, in der die 49jährige 13 Jahre als Köchin gearbeitet hat, wurde aus Altersgründen geschlossen – so wie einige andere in der Region bereits zuvor. Das Sterben der Dorfgaststätten aufgrund von Fachkräftemangel und Bürokratie war schon vor der Pandemie ein Problem. Dem wollte sie etwas entgegensetzen. Und warum nicht in der Gaststätte, die schon seit Generationen sich großer Beliebtheit erfreut?
Mit großem Elan, Beratung durch die IHK und familiärer Unterstützung ging Jana Heymann ans Werk und nutzte die Corona-Pause für die komplette Erneuerung der Küche und des Innen- und Außenbereichs mit Kegelbahn sowie des Biergartens. Wichtig war ihr dabei, den Charakter der „alten Zeche“ zu erhalten, gleichzeitig aber die Gasträume heller und einladender zu gestalten. Am 1. April 2021 war es soweit – zum Eröffnungstermin mussten die Stühle in der Gaststätte zwar noch unbesetzt bleiben. Für die Gäste war nur eine Außer-Haus-Lieferung möglich. Doch inzwischen benötigt man eine Vorbestellung, will man in der alten neuen „Zeche“ einkehren.
„Die Begeisterung der Gäste gibt mir Kraft und bestärkt mich, meine Pläne umzusetzen“, so Jana Heymann, die wie viele andere ihrer Berufskollegen nun darauf hofft, genügend Personal zu bekommen.  Schließlich sollen Familienfeiern, Einladung zu Sommertanz und andere Events nicht durch fehlende Fachkräfte ausfallen müssen.  
Mut zur Selbstständigkeit hat auch Sören Weidhaase. Er bereitet gerade die Unternehmensnachfolge im Bereich Großhandel für Gastroausstattungen vor. Gemeinsam mit seiner Frau möchte er das vor fast 30 Jahren gegründete elterliche Unternehmen übernehmen. Schwerpunkt ist die Planung und Ausstattung von Großküchen sowie der Verleih von fast allem, was in der Gastronomie benötigt wird, von der Tischdecke bis zum Großgerät.  Dabei spürt das Familienunternehmen natürlich auch das „Gaststättensterben“ in der Region. Dafür nimmt die Ausstattung für öffentliche Auftragsgeber wie Schulküchen, Bundeswehrkantinen oder im Klinikbereich einen größeren Raum als bisher ein.
Der 45jährige freut sich auf die Selbstständigkeit und damit die Möglichkeit, sich frei zu entfalten. Er möchte mit dem Unternehmen über den bisherigen Standort Jena hinaus weiter in Ostthüringen Fuß fassen, vielleicht sogar bis ins sächsische Vogtland und Hof. Das notwendige Rüstzeug begann er schon vor zwei Jahren sich von der IHK zu holen und die Kontakte hat er seitdem ausgebaut.     

IHK bietet Gründungsinteressierten umfangreiche Hilfe an

„Unabhängig vom Vorhaben bieten wir allen Gründungsinteressenten eine mehrstufige Unterstützung an. Diese beginnt mit einer Erstberatung jeden Dienstag in Gera und zweimal monatlich montags in Jena. Individuell werden danach weitere Termine zur persönlichen Beratung abgestimmt. Wir helfen beim Erstellen eines Businessplans und weiterer Formalitäten wie dem Beantragen des Existenzgründerpasses. Zudem erläutern wir mögliche Finanzierungswege und geben Stellungnahmen zu dem Gründungsvorhaben ab.  Unsere Branchenexperten weisen auf eventuelle Zugangsvoraussetzungen hin und kennen die regionale Konkurrenzsituation. Oft sind zudem Informationen zur richtigen Gesellschaftsform oder dem korrekten Umgang mit Datenschutz gefragt“, fasst Lenz die Leistungen der IHK für Existenzgründer zusammen.
Weitere Informationen zur Gründungsberatung in der IHK Ostthüringen bei Frank Lenz, Tel. 0365 8553-211 und Cornelia Keucher, Tel. 0365 8553-212.
26.07.2021, ba