Ostthüringer Wirtschaft: Folgen eines „harten Lockdown“ fatal

IHK-Umfrage zeigt: Unternehmen sind keine Infektionsherde

Aktuelle Überlegungen der Politik, nun auch große Teile der Kernwirtschaft in einen „harten Lockdown“ zu schicken, haben die Ostthüringer Wirtschaft stark verunsichert. Jeder dritte Firmenchef befürchtet im Falle einer Umsetzung die Insolvenz. Das ergab eine Blitzumfrage der IHK Ostthüringen zu Gera, an der sich über 1.000 Unternehmen aus der Region beteiligt haben.
Demnach erwarten 80 Prozent erhebliche Umsatzeinbußen durch eine großflächige Betriebsschließung. Zwei Drittel der befragten Industrie-, Dienstleistungs- und Verkehrsunternehmen rechnen mit einer Schädigung ihrer Geschäftsbeziehungen; 58 Prozent gehen davon aus, Kunden dauerhaft zu verlieren.
Vor gewaltigen Herausforderungen stünden vor allem die Zulieferbetriebe, weil Aufträge nicht mehr fristgerecht erfüllt werden könnten. So rechnet jedes vierte Ostthüringer Unternehmen mit einer Unterbrechung der nationalen wie internationalen Lieferketten. „Die Folge wären Vertragsstrafen für viele Betriebe“, erklärt Almut Weinert, Leiterin Wirtschaft und Technologie in der IHK Ostthüringen zu Gera.
Für die Ostthüringer Unternehmen hat der Infektionsschutz von Mitarbeitern und Kunden bereits seit Monaten hohe Priorität. 85 Prozent der befragten Betriebe setzen die AHA-L-Regeln vollumfänglich um. Weitere elf Prozent der Unternehmen erklärten in der Umfrage, dass sie die entsprechenden Hygieneempfehlungen weitgehend anwenden. Nur bei einem geringen einstelligen Prozentsatz der Betriebe sei dies im Produktionsprozess oder bei der Durchführung von Dienstleistungen jedoch nicht möglich.
Die Maßnahmen wirken. Nach Angaben der Umfrageteilnehmer gab es seit November 2020 lediglich in vier Prozent der Ostthüringer Betriebe Fälle von Ansteckungen mit dem Coronavirus im Unternehmen oder bei der Ausübung des Berufs. Die Ostthüringer Unternehmen sind keine Infektionsherde.
Die Mehrzahl der Unternehmer fordert daher, bei der Wahl der Mittel die Verhältnismäßigkeit zu wahren. Die Maßnahmen sollten sich auf den Schutz der Risikogruppen konzentrieren. Nur eine Minderheit der Befragten hält einen kurzfristigen konsequenten Lockdown für die bessere Alternative.
„Die Politik muss von weiteren Eingriffen in das Wirtschaftsleben absehen. Schließlich bleibt die Wirtschaft nur so in der Lage, die notwendigen Steuern, Abgaben und Beiträge für einen funktionierendes Gesundheits- und Sozialsystem zu erwirtschaften“, so Weinert.
19.01.2021, ba