Wirtschaft im Altenburger Land erholt sich am schnellsten

IHK-Konjunkturumfrage zeigt gemischtes Bild in den Ostthüringer Landkreisen und kreisfreien Städten

Die wirtschaftliche Lage in Ostthüringen ist zweigeteilt. Während das Konjunkturklima in der Industrie wieder das Vor-Krisenniveau erreicht, ist die Stimmung in großen Teilen des Einzelhandels, bei den touristischen Betrieben und vielen personenbezogenen Dienstleister nach wie vor im Keller. Erste Lockerungen der Infektionsschutzmaßnahmen nähren indes die Hoffnung auf bessere Geschäfte in den Sommermonaten. Auch in den Landkreisen und kreisfreien Städten ergibt sich ein gemischtes Bild. Das zeigt die aktuelle Konjunkturumfrage der IHK Ostthüringen zu Gera, an der sich 449 Unternehmen aus der Region mit zusammen 17.100 Beschäftigten beteiligt haben.
Der Konjunkturklimaindikator, der die Bewertungen zur aktuellen Geschäftslage und die Erwartungen der Unternehmen abbildet, steigt im Vergleich zur Vorumfrage zu Jahresbeginn moderat um 2,7 Punkte auf einen Wert von 91,2. Deutlich aufgehellt hat sich die Geschäftslage bei den Industrieunternehmen. Hier bewerten 42 Prozent der Betriebe ihre wirtschaftliche Situation als gut, bei 17 Prozent laufen die Geschäfte nicht zufriedenstellend. Der Lagesaldo verbessert sich somit gegenüber der Vorumfrage um 15 Punkte. Verbessert hat sich das Konjunkturklima auch im Ostthüringer Baugewerbe, im Güterkraftverkehr und bei den Speditionen.
Im Handel und Tourismus ist die Stimmung dagegen weiter auf dem Tiefpunkt. Jeder zweite Händler und neun von zehn touristische Betriebe bewerten ihre Geschäftslage derzeit als schlecht. Für einen Hoffnungsschimmer sorgen zumindest die ersten Lockerungen der Infektionsschutzmaßnahmen und die anstehende Urlaubssaison. Trotzdem überwiegen in beiden Branchen weiter klar die pessimistischen Einschätzungen der künftigen Geschäfte.   

Die regionalen Ergebnisse im Vergleich:

Die Stimmung der Wirtschaft in der kreisfreien Stadt Gera verbessert sich leicht. Das vor allem, weil der Ausblick der Unternehmen weniger pessimistisch als noch zu Jahresbeginn ausfällt: Die Erwartungen der Betriebe legen im Saldo um 11 Punkte zu, bleiben mit minus 17 Saldenpunkte aber unterhalb des Zehn-Jahres-Mittelwerts. Angesichts des aufgehellten Ausblicks gestalten die Beschäftigungs- und Investitionspläne der Unternehmen wieder expansiver. 18 Prozent der Geraer Unternehmen (plus vier gegenüber der Vorumfrage) wollen in den kommenden Monaten Personal aufbauen; mit einer geringeren Mitarbeiterzahl rechnen dagegen acht Prozent der Befragten (minus sieben). 
In der kreisfreien Stadt Jena fasst die Konjunktur langsam Tritt. Die Erwartungen der Unternehmen verbessern sich deutlich um 17 Saldenpunkte. Inzwischen überwiegen die optimistischen Einschätzungen der künftigen Geschäfte. Die günstigeren Erwartungen spiegeln sich in einer gestiegenen Einstellungs- und Investitionsbereitschaft wider. 16 Prozent der Unternehmen (plus fünf gegenüber der Vorumfrage) planen mit einer höheren Beschäftigtenzahl. Eine Ausweitung des Investitionsbudgets ist bei 21 Prozent der Betriebe in der Lichtstadt (plus drei) vorgesehen.
Die Unternehmen im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt melden bessere Geschäfte als zu Jahresbeginn. 35 Prozent der Befragten bewerten ihre aktuelle Lage als gut, 33 Prozent (minus zehn) fällen ein negatives Urteil. 31 Prozent der Betriebe am Saalebogen melden ein Plus bei den Auftragseingängen, bei weiteren 56 Prozent ist das Volumen der Bestellungen unverändert geblieben. Die Erwartungen sind indes zurückhaltender: 22 Prozent der Firmen rechnen mit günstigeren, 31 Prozent mit schlechteren Geschäften in den nächsten Monaten. Hierin zeigt sich die gestiegene Risikowahrnehmung. So sieht die Wirtschaft in der Industrie geprägten Region insbesondere in den hohen Rohstoff- und Energiepreisen eine Gefahr für die wirtschaftliche Entwicklung (57 Prozent der Nennungen).
Kaum verändert präsentiert sich auch die Stimmung der Unternehmen im Saale-Holzland-Kreis. Die Pandemiefolgen belasten die Wirtschaft rund um das Hermsdorfer Kreuz weiter merklich. Dies zeigen die nach wie vor verhaltenen Einschätzungen zur gegenwärtigen Geschäftslage. 27 Prozent der Befragten bewerten ihre aktuelle Situation als gut, 38 Prozent äußern sich unzufrieden. Die Erwartungen verbessern sich im Saldo zwar um elf Punkte, bleiben mit minus 26 Saldenpunkten aber unter dem langjährigen Durchschnitt. Die größten Geschäftsrisiken sehen die Firmenchefs neben den Auswirkungen der Pandemie bei den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen sowie in der Entwicklung der Energie- und Rohstoffpreise.
Die konjunkturelle Erholung im Saale-Orla-Kreis ist einstweilen gestoppt. Sowohl die Lagebewertungen als auch die Erwartungen der Unternehmen fallen schlechter als zu Jahresbeginn aus. 21 Prozent der Firmen registrieren mehr Auftragseingänge, bei 46 Prozent der Betriebe gingen die Bestellungen im Vergleich zum Vorjahr indes zurück. Angesichts der Pandemiefolgen und hoher Rohstoff- und Energiepreise blickt nur jedes zwanzigste Unternehmen optimistisch auf die nächsten Monate. Neueinstellungen und verstärkte Investitionen werden daher nur von wenigen Betrieben aus dem Landkreis in Betracht gezogen.
Das Konjunkturklima im Landkreis Greiz verbessert sich gegenüber der Vorumfrage um 9,2 Punkte. Gleichwohl bleiben Lage und Erwartungen der Unternehmen unter dem Zehn-Jahres-Mittelwert. So melden 34 Prozent der Unternehmen gute Geschäfte, 27 Prozent fällen ein negatives Urteil. Mit einer günstigeren Entwicklung rechnen 16 Prozent der Befragten, während sich 30 Prozent der Firmen im Landkreis skeptisch mit Blick auf die nächsten 12 Monate äußern. Die Personal- und Investitionspläne fallen wieder expansiver, aber angesichts multipler Konjunkturrisiken im langjährigen Vergleich weiter unterdurchschnittlich aus.  
Die Wirtschaft im Altenburger Land arbeitet sich aus dem Corona-Tief – der Konjunkturklimaindikator steigt im Ostthüringer Vergleich am kräftigsten (plus 24 Punkte gegenüber der Vorumfrage). 35 Prozent der Unternehmen (plus 19) beurteilen ihre wirtschaftliche Situation als gut, 29 Prozent (minus vier) sind unzufrieden. Dies ist auf die verbesserte Auftragslage zurückzuführen: Ein Drittel der Betriebe meldet ein größeres Auftragsvolumen, nur sieben Prozent der Befragten verzeichnen einen Rückgang bei ihren Bestellungen. Die Unternehmenserwartungen hellen ebenfalls auf und schlagen sich in einer erhöhten Investitionsbereitschaft nieder: Jeder zweite befragte Firmenchef will in den kommenden Monaten mehr oder zumindest auf gleichem Niveau investieren. 
Der ausführliche Konjunkturbericht I/21 ist online abrufbar unter www.gera.ihk.de/konjunktur.
08.07.2021, ba