Zweiter Lockdown bremst Wirtschaft aus - in allen Ostthüringer Landkreisen und kreisfreien Städten

IHK-Umfrage: Pandemie hat regionale Wirtschaft weiter fest im Griff – nur Industrie sendet positive Signale

Die Ostthüringer Wirtschaft hat zum Jahreswechsel einen erneuten Dämpfer erhalten. Die verschärften Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie sorgen in den meisten Branchen für getrübte Aussichten. In der Industrie verbessert sich hingegen die Stimmungslage. Das ist das Ergebnis der Konjunkturumfrage der IHK Ostthüringen zu Gera zum Jahreswechsel 2020/21, an der sich 441 Unternehmen mit insgesamt 16.300 Beschäftigten beteiligt haben.
Branchenübergreifend bewertet ein Drittel der Unternehmen seine aktuelle Geschäftslage als gut, während 35 Prozent der Betriebe ihre wirtschaftliche Situation als schlecht einschätzen. Im Vergleich zum Herbst 2020 ist dies ein Rückgang um neun Prozent.
Trotz des Starts der Impf-Kampagne überwiegen in den Chefetagen die Unsicherheiten über den Fortgang der Pandemie und die Dauer des Lockdowns. Mit Blick auf die kommenden Monate äußern sich nur 19 Prozent der Firmenchefs optimistisch, knapp 40 Prozent gehen von einer ungünstigeren Geschäftsentwicklung aus.
Der IHK-Konjunkturklimaindikator, der Lage und Erwartungen der Unternehmer erfasst, liegt zum Jahreswechsel 2020/21 bei einem Wert von 88,5 und damit 13 Punkte unter dem Niveau der letzten Umfrage im Herbst 2020.
Vor allem in den von den angeordneten Betriebsschließungen direkt betroffenen Wirtschaftszweigen haben sich die Einschätzungen der Geschäftslage und Erwartungen verschlechtert. So ist die Stimmung in der Tourismuswirtschaft und im Handel am Tiefpunkt. Positive Signale sendet dagegen die hiesige Industrie: Mehr Betriebe registrieren wieder steigende Auftragszahlen. Auch beim Blick auf die kommenden Monate überwiegen bei den Industrieunternehmen die positiven Stimmen.

Die regionalen Ergebnisse im Vergleich:

Die Konjunktur in der kreisfreien Stadt Gera kühlt zum Jahreswechsel ab. Die Unternehmer bewerten ihre Geschäftslage und ihre Erwartungen verhaltender als im Herbst 2020. Ihre aktuelle wirtschaftliche Situation beurteilen 32 Prozent der Befragten als gut, 35 Prozent kommen zu einer negativen Einschätzung. Mit Blick auf die kommenden Monate zeigen sich nur 17 Prozent der Firmen optimistisch, während 43 Prozent eine Verschlechterung befürchten.
Auf die Beschäftigungsabsichten hat die jüngste Stimmungseintrübung jedoch kaum Auswirkungen. 14 Prozent der Geraer Betriebe planen zusätzliche Einstellungen. Die Investitionsbereitschaft der Unternehmen nimmt dagegen weiter ab – 54 Prozent der Befragten haben geringere oder keine Ausgaben geplant.
Auch in der kreisfreien Stadt Jena hat sich die Stimmung der Unternehmen eingetrübt. Zwar berichten die Betriebe über bessere Geschäfte im vierten Quartal – der Lagesaldo legt um 11 Punkte zu. Doch der Ausblick auf die kommenden Monate fällt im Vergleich zum Herbst 2020 deutlich verhaltener aus. Jeder dritte Firmenchef erwartet eine schlechtere Geschäftsentwicklung. Weniger Unternehmen planen daher Neueinstellungen. Dennoch bleiben die Aussichten für Jobsuchende in Jena im Ostthüringer Vergleich günstig. Jeder zehnte Betrieb wird in den kommenden Monaten zusätzliches Personal einstellen. Die konjunkturellen Risiken spiegeln sich nicht zuletzt in den Investitionsplänen wider: Jeder zweite Unternehmer in Jena hat das Budget gekürzt oder ganz gestrichen.
Die Auswirkungen der Pandemie spüren die Unternehmen auch im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt. 47 Prozent der Betriebe verzeichnen weniger Auftragseingänge als im Vorjahreszeitraum, während nur 16 Prozent ein Plus melden. Allerdings ist die Wirtschaft im industriell geprägten Landkreis so optimistisch wie in keiner anderen Ostthüringer Region – die Erwartungen verbessern sich per Saldo um zehn auf nun acht Punkte. Dennoch bleiben die Firmen mit Neueinstellungen zurückhaltend. Auch die Investitionspläne werden vielerorts zurückgeschraubt. Nur acht Prozent der Betriebe planen mit höheren Ausgaben.
Bislang hatte sich die Wirtschaft im Saale-Holzland-Kreis in der Pandemie robust präsentiert. Doch inzwischen wird der Lockdown zunehmend zur Belastung. Jedes zweite Unternehmen berichtet von Umsatzrückgängen im Vergleich zum Vorjahr. Bewerteten im Herbst 2020 noch 44 Prozent der Firmen ihre gegenwärtige Lage als gut, so sind es aktuell nur noch 36 Prozent. Auch der Ausblick auf die kommenden Monate hat sich eingetrübt. Jedes zweite Unternehmen im Landkreis rechnet mit einer rückläufigen Umsatzentwicklung. Die Personal- und Investitionspläne fallen entsprechend zurückhaltend aus. Jedes fünfte will sogar Personal abbauen. Drei von fünf Firmen werden weniger oder gar nicht investieren.
Die Wirtschaft im Saale-Orla-Kreis arbeitet sich aus dem Corona-Tief. Die Unternehmen beurteilen die aktuellen Geschäfte und die künftige Entwicklung etwas besser als im Herbst 2020. Dennoch bleiben die Lage- und Erwartungssalden im negativen Bereich. 62 Prozent der Betriebe im Landkreis melden einen Umsatzrückgang im Vergleich zu 2019. Mit Blick auf die zukünftigen Geschäfte äußert sich jedes vierte Unternehmen optimistisch, 46 Prozent sind skeptisch. Mit Impulsen für den Arbeitsmarkt ist einstweilen nicht zu rechnen: Nur jeder zwanzigste Betrieb erwägt zusätzliche Einstellungen. Demgegenüber nimmt die die Investitionsneigung wieder zu: 23 Prozent der Firmen im Landkreis planen höhere Ausgaben.
Im Landkreis Greiz zeichnet sich eine konjunkturelle Erholung noch nicht ab. Geschäftslage und Erwartungen der Unternehmen verharren weiter klar unter dem Niveau vor Ausbruch der Pandemie. Bei 55 Prozent der Betriebe ist das Auftragsvolumen geringer als im Vorjahreszeitraum. Jeder Fünfte registriert dagegen eine gestiegene Nachfrage. Konjunkturellen Rückenwind erwarten derzeit nur 14 Prozent der Unternehmen im Landkreis. Trotzdem werden neun von zehn Betrieben ihre Mitarbeiterzahl konstant halten – Neueinstellungen sind allerdings nur bei zwei Prozent der Befragten ein Thema. Zugleich sparen die Unternehmen weiter bei den Investitionen – jedes zweite Unternehmen hat sein Budget gekürzt oder ganz gestrichen.
Der zweite Lockdown belastet die Wirtschaft im Altenburger Land. Nur 17 Prozent der Unternehmen bewerten ihre Lage als gut, ein Drittel zeigt sich unzufrieden mit den aktuellen Geschäften. Die Firmen rechnen nicht mit einer schnellen Erholung – es überwiegen die skeptischen Stimmen. 37 Prozent der Unternehmer rechnen mit einem weiteren Umsatzrückgang in den nächsten Monaten, während nur 16 Prozent von steigenden Umsätzen ausgehen. Die Beschäftigungs- und Investitionsabsichten bleiben daher deutlich unter dem Vor-Pandemieniveau. Derzeit planen nur fünf Prozent der Unternehmer im Landkreis einen Personalaufbau, drei Viertel der befragten Firmen werden in den kommenden Monaten weniger oder nicht investieren. 
05.02.2021, ba