Ostthüringer Wirtschaft: Negativtrend vorerst gestoppt

Neuer konjunktureller Schwung jedoch noch nicht in Sicht – Dienstleistungsgewerbe bleibt weiterhin Konjunkturstütze
Die Stimmung der Ostthüringer Wirtschaft hat sich zum Jahresbeginn 2020 nach einer einjährigen Verschnaufpause wieder verbessert. Sowohl die Bewertungen der gegenwärtigen Geschäftslage als auch die Erwartungen der Unternehmer fallen günstiger aus.
Der IHK-Konjunkturklimaindikator, der Lage und Erwartungen der Unternehmen erfasst, steigt im Ergebnis um einen Punkt und liegt mit einem Wert von nun 119,5 weiter im Wachstumsbereich.
Das ist Ergebnis der Konjunkturumfrage der IHK Ostthüringen zu Gera zum Jahreswechsel 2019/20, an der sich 450 Unternehmen mit insgesamt 18.000 Beschäftigten beteiligt haben.
Demnach befindet sich jeder zweite Betrieb in einer guten wirtschaftlichen Situation. Lediglich neun Prozent der Befragten berichten aktuell von schlechten Geschäften – das sind drei Prozentpunkte weniger als in der letzten Umfrage im Herbst 2019. Dennoch bleibt die Ostthüringer Wirtschaft mit Blick auf künftige Geschäfte skeptisch: Die positiven und negativen Bewertungen halten sich mit jeweils rund 20 Prozent die Waage.
Der Branchenvergleich zeigt indes Unterschiede. „Besonders der Industrie macht das schwierige gesamtwirtschaftliche Umfeld nach wie vor zu schaffen: Handelskonflikte und die abgekühlte Konjunktur im Ausland hemmen die Nachfrage. Hinzu kommt der Strukturwandel in der Automobilindustrie, der auch bei Zulieferbetrieben für Verunsicherung sorgt“, erklärt Almut Weinert, Leiterin des Geschäftsbereichs Wirtschaft und Technologie in der IHK Ostthüringen.
Das Ostthüringer Dienstleistungsgewerbe präsentiert sich dagegen als Konjunkturstütze. Sowohl bei den unternehmensnahen als auch bei den persönlichen Serviceanbietern laufen die Geschäfte rund. Die Branche ist zudem diejenige mit den optimistischsten Erwartungen: 86 Prozent der Dienstleister rechnen mit einer besseren oder zumindest gleichbleibenden Geschäftsentwicklung in den kommenden Monaten. Auch im Handel ist die Stimmung dank des zurückliegenden Weihnachtsgeschäfts gut. Die Lage im Bau- und Tourismusgewerbe bleibt auf hohem Niveau stabil, wenngleich die Erwartungen hier saisonbedingt verhalten ausfallen.
Die Konjunkturrisiken bleiben aus Sicht der IHK hoch: Angefangen bei den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen über den Fachkräftemangel bis hin zu steigenden Energiepreisen und Arbeitskosten. „Daneben stehen Herausforderungen wie Digitalisierung und Mobilität der Zukunft. Vor diesem Hintergrund ist die Politik gefordert, die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes zu stärken. Das heißt: Bürokratieabbau, Investitionen in Infrastruktur und Bildung sowie Reduktion der Steuerlast für Unternehmen“, so Weinert.
29.01.2020, ba