Jahresabschluss 2009

Lagebericht zum Jahresabschluss 2009
Wirtschaftliche Entwicklung in der Region
Zum 31.12.2009 zählt die IHK Ostthüringen zu Gera 40.770 Mitgliedsunternehmen (+ 3 % ggü. Vorjahr). Der Zuwachs findet vorwiegend in den Hauptwirtschaftszweigen Handel (+ 1,8 %) und sonstige Dienstleistungen (+6,3 %) statt. Im Kredit- und Versicherungsgewerbe hingegen kommt es zu einem Rückgang von 2,1 %.

Das erste Quartal des Jahres 2009 ist auch in Ostthüringen am stärksten von der Wirtschaftskrise geprägt – vom hohen Wachstumsniveau das Jahres 2008 sackt vor allem das verarbeitende Gewerbe in den Konjunkturkeller. Die Aufträge aus dem In- und Ausland brechen dramatisch ein. Bereits im Frühsommer ist der Absturz beendet und erste Erholungstendenzen zeichnen sich ab. Handels- und Dienstleistungsunternehmen werden von der Krise nicht verschont. Sie profitieren aber von den Maßnahmen der Bundesregierung: Kurzarbeitergeld und Abwrackprämie halten den Konsum bis zum Ende des Jahres stabil. Die Bauunternehmen erhalten Hilfe durch die Konjunkturprogramme.

Die zweite Hälfte des Jahres ist von einer spürbaren, aber nicht rasanten Erholung der Industrie geprägt. In vielen Unternehmen verbessert sich die Geschäftslage. Für das Jahr 2010 erwartet die Ostthüringer Wirtschaft aber mehrheitlich keinen spürbaren Aufschwung. Zu zahlreich sind die Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung, zu gering ist die wirtschaftliche Dynamik zum gegenwärtigen Zeitpunkt.
Entwicklung der Beiträge, Gebühren und Entgelte
Der von der IHK-Vollversammlung für 2009 beschlossene Wirtschaftsplan prognostiziert ein Jahresergebnis von 277 T€. Zum 31.12.2009 liegen die Erträge aus IHK-Beiträgen 494 T€ (9,6 %) höher als geplant. Hier handelt es sich ausschließlich um Vorauszahlungen für das Jahr 2009, die vorwiegend auf Gewerbeerträgen des Jahres 2006/2007 basieren (Nachwirkungen der verbesserten Konjunktur 2006/2007 gegenüber 2005/2006).
Gegenüber dem Vorjahr ist das Beitragsvolumen um 240 T€ bzw. rd. 4,5 % gestiegen. Zu diesem Ergebnis haben vor allem die Grundbeiträge aus Vorjahren mit 135 T€ und die Grundbeiträge aus der laufenden Veranlagung mit 110 T€ beigetragen.

Die Erträge aus Gebühren haben den Planwert geringfügig übertroffen. Sie blieben aber um 103 T€ bzw. rd. 8,5 % unter dem Vorjahresaufkommen.

Die Erträge aus Entgelten, vorwiegend für Lehrgänge und Seminare, konnten ggü. dem Plan um 125 T€ und im Jahresvergleich gegenüber 2008 trotz Krise um 54 T€ gesteigert werden.
Schwerpunkte der Leistungen der IHK einschließlich wesentlicher Projekte
Im Brennpunkt der IHK-Arbeit 2009 steht die Unterstützung der Unternehmen, um Wege aus der Krisensituation zu finden. Die IHK stellt ein umfangreiches Informations- und Leistungsangebot zur Verfügung:
  • Hilfe zur Unternehmensfinanzierung (Kreditverhandlungen, Förderprogramme, Sonderprogramme),
  • Beratungsangebote von IHK und Partnern ( z. B. „Runder Tisch”),
  • Informationen und Angebote zu Öffentlichen Ausschreibungen (zu Verfahren, Ablauf, aktuellen Ausschreibungen),
  • Hinweise und Angebote zum Personalmanagement (Qualifizierungsangebote während Kurzarbeit, Informationen zur Fachkräfteentwicklung),
  • Angebote zur Innovationssicherung und Innovationsförderung sowie – Informationen und Unterstützung zu neuen internationalen Märkten.
Dabei zeigt sich ein deutlich erhöhter Beratungsbedarf. Um möglichst vielen Unternehmen in allen Regionen Ostthüringens die Möglichkeiten externer Hilfe aufzuzeigen, stellen sich die wichtigen Ansprechpartner (u.a. Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Thüringen, Bürgschaftsbank Thüringen, Thüringer Aufbaubank, Sparkassen/Volksbanken, Banken, etc.) in zahlreichen Veranstaltungen „IHK vor Ort” den Fragen der Unternehmen.

Ihr Engagement für den mitteldeutschen Wirtschaftsraum unterstreicht die IHK sowohl mit dem Beitritt zur Wirtschaftsinitiative für Mitteldeutschland als auch durch aktive Mitarbeit. Zum zweiten Mal stiftet die IHK Ostthüringen gemeinsam mit den IHKs Leipzig und Halle-Dessau den mit 15.000 Euro dotierten Hauptpreis im IQ Innovationswettbewerb.

Zur Umsetzung der EU-Dienstleistungsrichtlinie legt der Thüringer Landtag per Gesetz fest, sechs Beratungscenter jeweils bei den Thüringer IHKs und HWKs zu schaffen. Die inhaltliche und organisatorisch-technische Vorbereitung auf diese neue Aufgabe ist ein weiterer Schwerpunkt der IHK-Arbeit 2009. Der sog. „Einheitliche Ansprechpartner” (EA) ist seit 28.12.2009 zentrale Anlaufstelle für Unternehmen und Existenzgründer und kann als Verfahrensmittler zwischen Unternehmen und zuständigen Behörden beauftragt werden.

In 2009 organisiert die IHK Ostthüringen im Rahmen des geförderten Projektes "Beratungsnetzwerk Thüringen (BNT)" erneut federführend den Thüringer Businessplanwettbewerb, der mit 43 eingereichten Businessplänen wieder gute Resonanz findet.

Das KfW-Gründercoaching ist erfolgreich angelaufen. Die IHK ist als Regionalpartner unterstützend integriert. In 2009 werden allein hiermit 260 Unternehmen durch die IHK betreut.

Energieeffizienz und Nachhaltigkeit in der Region stehen auch 2009 im Fokus der IHK-Arbeit. Am bundesweiten IHK-Projekt „Partnerschaft für Klimaschutz, Energieeffizienz und Innovation” beteiligt sich die IHK unter anderem mit Beratungen und Weiterbildungsangeboten. Als akkreditierter Regionalpartner für den KfW-Sonderfonds Energieeffizienz begleitet die IHK Ostthüringer Unternehmen bei der Beantragung und Abwicklung der Förderung. Die Geothermietagung, der XVI. Umwelt- und Technologietag und zahlreiche weitere Veranstaltungen runden die Aktivitäten zu Energieeffizienz und Nachhaltigkeit ab.

Die Verkehrs- und Logistikwirtschaft rückt die IHK-Organisation mit ihrem Jahresthema „Mobilität ist Zukunft” in den öffentlichen Fokus der IHK-Arbeit. Aktionen wie der „Stauatlas” und die IHK-Umfrage zum Thema Staukosten und Mobilitätsmanagement zeigen Engpässe in der Verkehrsinfrastruktur der wichtigsten deutschen Verkehrsachsen. Aus den Ergebnissen leitet die IHK Forderungen z. B. nach effizienterem Baustellenmanagement ab, damit zukünftig Zeitverluste und Kostensteigerungen durch Verkehrsstillstand reduziert werden können.

Nach der Umfrage 2005 schätzen die Ostthüringer IHK-Unternehmen in der Standortzufriedenheitsanalyse 2009 erneut wesentliche Standortfaktoren ein. Mehr als 3.500 Unternehmen werden befragt. Die Präsentation, Auswertung und Diskussion wird 2010 im Rahmen der Veranstaltungen „IHK vor Ort” fortgesetzt. Besonderer Standortvorteil ist die Infrastruktur: Straßenanbindung und Ausbildungseinrichtungen bekommen in fast allen Regionen Ostthüringens besonders gute Noten. Vielerorts kritisieren die Ostthüringer Firmenchefs auch die Zusammenarbeit mit öffentlichen Stellen. Sorgen bereitet den Unternehmen der zunehmende Mangel an qualifizierten Arbeitskräften.

Daher nutzen Ostthüringer Unternehmen die Möglichkeit, sich im erstmals von der IHK initiierten Fachkräfteatlas zu präsentieren. Unternehmen stellen sich mit ihrem Bedarf für duale Ausbildung und duale Studiengänge vor. Ziel ist, die künftigen Schulabgänger frühzeitig bei der Berufsorientierung zu unterstützen und für eine Ausbildung in Ostthüringen zu begeistern. Der Fachkräfteatlas wird an alle Ostthüringer Schulen verteilt und als Arbeitsmittel im Unterricht ab der 7. Klasse sowie zu Elternabenden eingesetzt. Von den rund 550 Betrieben, die sich im Atlas präsentieren, werden 189 Ausbildungsberufe, 44 verschiedene Fachrichtungen für duales Studium und Möglichkeiten für Schülerpraktika in 376 verschiedenen Unternehmen angeboten.

Bereits zum dritten Mal rufen OTZ und IHK mit "Leistung lohnt!" Schüler auf, ihre Noten im Vergleich Halbjahreszeugnis zum Endjahreszeugnis zu verbessern (bzw. ab einem Notendurchschnitt von 1,9 nicht zu verschlechtern). Es beteiligen sich 496 Realschüler der 9. Klassen. Davon ist 69 Schülern eine Verbesserung gelungen.

Berufsorientierung und Berufsausbildung bleiben somit Schwerpunkte der IHK-Arbeit. 2009 werden mehr als 7.400 Ausbildungsverhältnisse betreut und ca. 6.100 Zwischen- und Abschlussprüfungen von 1.750 ehrenamtlichen Prüfern abgenommen.

Zahlreiche gesetzliche Neuerungen bringen hohen Beratungsbedarf mit sich. Beispiele sind die Reform der Erbschaftsteuer, das neue Bilanzrecht und die neue Unternehmergesellschaft („Mini-GmbH”).
Investitionstätigkeit wesentlicher Art
Im Jahr 2009 beschränken sich die Investitionen im Wesentlichen auf die Anschaffung eines neuen PKW (20 T€), auf Investitionen zur Erneuerung der IT-Grundarchitektur (50 T€), zur Erweiterung des elektronischen Archivsystems (29 T€) sowie auf die Anschaffung von 115 Office-Professional-Plus-Lizenzen (45 T€).
Grundsätze des Finanzmanagements
Die Grundsätze des Finanzmanagements sind in der Dienstanweisung für die Finanzwirtschaft geregelt. Geldanlagen erfolgen ausschließlich über Festgelder. Die Liquidität wird grundsätzlich über Festgelder sichergestellt.
Personal
Die Anzahl der Mitarbeiter/innen ist in 2009 um drei auf 93 zum 31.12.2009 gestiegen. Von ihnen sind 15 in geförderten Projekten tätig. Der Zuwachs ist erforderlich, um die notwendigen Kompetenzen und das Know-how trotz altersbedingter Fluktuation nachhaltig zu sichern. Er reflektiert gleichzeitig ein erweitertes Leistungsangebot durch zusätzliche IHK-Aufgaben und (geförderte) Projekte. Die regelmäßige wöchentliche Arbeitszeit beträgt 40 Stunden.
Lage der IHK im abgelaufenen Geschäftsjahr
Die Vermögensrechnung stellt sich bei einem Volumen von 19,4 Mio.€ in Kurzform wie folgt dar: Die Betriebserträge liegen um 712 T€ über dem Planansatz. Davon entfallen 494 T€ auf Erträge aus Beiträgen, ausschließlich aus dem laufenden Jahr. Die Betriebsaufwendungen fallen rund 89 T€ niedriger als geplant aus. Die IHK schließt das Jahr 2009 mit einem Jahresüberschuss von 1.352,6 T€ ab. Der Bestand an liquiden Mitteln erhöht sich gegenüber dem vorjährigen Bilanzstichtag um rund 645 T€.
Vorgänge von besonderer Bedeutung nach Ablauf des Geschäftsjahres
keine
Erwartete Geschäftsentwicklung einschließlich zukünftiger Risiken
Auf Grund der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008 und 2009 ist ein Rückgang des Gewerbeertrages zu erwarten. Wie stark dieser ausfällt ist nicht abschätzbar. Abzuwarten bleibt auch, wie stark und wie schnell eine wirtschaftliche Erholung einsetzt.

Die wirtschaftliche Lage der IHK-Unternehmen widerspiegelt sich in der IHK-Beitragsentwicklung erst mit einer Verzögerung von zwei bis drei Jahren. Folgerichtig werden die Erträge aus IHK-Beiträgen zwischen 2010 und 2012 zurückgehen.

Die Erträge aus Entgelten werden für 2010 annähernd konstant erwartet. Bei den Gebühren sind auf Grund der zurückgehenden Anzahl der neu abgeschlossenen Berufsausbildungsverhältnisse Rückgänge zu erwarten.

Insgesamt blicken wir mit vorsichtigem Optimismus in die Zukunft. In vielen gewerblichen Unternehmen zieht das Geschäft langsam wieder an. Ostthüringer Unternehmen haben ihre Auslandsaktivitäten spürbar verstärkt, die IHK ihr Beratungsangebot für Markteintritt ausgeweitet. Reale Geschäftschancen eröffnen sich auf den Weltmärkten zum Einen durch die Konsolidierung in den Unternehmen, zum Anderen durch die von den Regierungen aufgelegten umfangreichen Konjunkturprogramme. Erheblicher Nachholbedarf besteht in vielen Schwellen-und Entwicklungsländern in der Infrastruktur und in der Einführung neuer, nachhaltiger Technologien.
Gera, 22.02.2010
gez. Prof. Hans B. Bauerfeind          
Präsident
gez. Peter Höhne    
Hauptgeschäftsführer